Präventionskurs gegen Missbrauch
Mitarbeitende und Kirchenrät*innen des Pastoralraums waren zum Kurs «Nähe und Distanz» eingeladen. Ein Kurs, dessen Hauptanliegen es ist, Missbrauch zu verhindern.
Die Kursleiterin und Präventionsbeauftragte des Bistums Basel, Sieglinde Kliemen, setzte den Fokus auf die Prävention. Denn Missbrauch ist in all seinen Formen eine der verheerendsten Erfahrungen, die ein Mensch durchleben kann. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, präventive Massnahmen zu ergreifen, um Missbrauch zu verhindern. Prävention umfasst nicht nur die unmittelbare Intervention, sondern auch die Schaffung eines Umfelds, das Missbrauch erst gar nicht entstehen lässt. In diesem Zusammenhang war es Sieglinde Kliemen wichtig, eine Reflexion anzuregen. Indem man sich bewusst mit den eigenen Grenzen, Werten und Überzeugungen auseinandersetzt, können Handlungen und Interaktionen besser verstanden und potenzielle Risiken erkannt werden.
Erkennen und entgegenwirken
Ein Bereich, der von den Teilnehmenden angeschaut wurde, ist das Dilemma zwischen Autonomie und Verbundenheit sowie zwischen Integrität und Integration, das in vielen Beziehungen eine Rolle spielt. Auf der einen Seite streben Menschen nach individueller Autonomie und Integrität, nach Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung. Auf der anderen Seite sehnen sie sich nach Verbundenheit und Integration in soziale Gemeinschaften, nach Zugehörigkeit und Zusammenhalt. Sieglinde Kliemen meint dazu: «Wir leben unterschiedliche Arten von Beziehungen. Diese stellen unterschiedliche Anforderungen an uns in Bezug auf die Autonomie und die Verbundenheit.» In diesem Spannungsfeld und je nach Art der Beziehung sind diese achtsam zu gestalten und die Grenzen stets zu wahren. Damit dies gelingen kann, braucht es neben einer gesunden Selbstreflexion auch das Wissen um ungesunde Beziehungsmuster und ihre möglichen Auswirkungen. Diese erklärt Sieglinde Kliemen an verschiedenen Beispielen: «Wenn ich Angst habe, mich auf eine Beziehung einzulassen, weil ich eine Bindungsangst entwickelt habe, kann es sein, dass ich probiere, die Beziehung zu kontrollieren. Ich zeige mich dabei sehr autoritär und überschreite dabei auch die Grenzen anderer.» Um eines der Fallbeispiele zu nennen. Erst wer ein solches Verhalten erkennt, kann dem entgegengewirken.
Asymmetrische Beziehungen sind anfällig für Grenzüberschreitungen
Ebenfalls Bestandteil des Kurses war der Blick auf asymmetrische Beziehungen. Solche Beziehungen sind besonders anfällig für Grenzüberschreitungen, da sie von einem Ungleichgewicht an Macht, Ressourcen oder Wissen zwischen den Beteiligten geprägt sind. «Man spricht von asymmetrischen Beziehungen, wenn sich jemand in einer bedürftigen/bittenden Position und der andere in der Geber-Position befindet», so Sieglinde Kliemen. Dabei betont sie, dass Seelsorgende sich immer bewusst sein müssen, dass seelsorgerische Beziehungen immer asymmetrische Beziehungen sind. Dabei ist es Aufgabe der «Geber-Position» auf die Wahrung der Grenzen zu achten. Dafür müssen die Dynamik der Macht sowie die Mechanismen der Ausbeutung erkannt und konsequent dagegen angegangen werden.
Abgeschlossen wurde der Kurs mit einem Block, indem das Schutzkonzept des Bistums Basel «Nähe und Distanz – Grenzwahrung in der kirchlichen Arbeit» besprochen wurde. Dieser Kurs ist ein Baustein von mehreren, den Bistum und Kirchengemeinden in der Präventionsarbeit gegen Missbrauch einsetzten.
Tanja Metz
Bildlegende:
Handlungen und Interaktionen werden reflektiert und potenzielle Risiken besprochen. (Foto: tm)